Wie wird man ein (richtiger) Mann?

Wie wird man ein (richtiger) Mann?

bke-Christine-Sutara 27.05.2024 16:56 - Bearbeitet vor 6 Monaten von: bke-Christine-Sutara
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20.01.2024, 13:42 Uhr | Aeneas


Hallo an alle!


Mich beschäftigt seit längerer Zeit die Frage: Wie wird aus einem Jungen ein Mann. Bald werde ich 18 und bin dann volljährig, aber ist man dann automatisch ein Mann?


Es ist sicherlich ein Prozess, der mit dem Einsetzen der Pubertät beginnt. Aber wann ist dieser abgeschlossen? Die viel wichtigere Frage für mich ist jedoch, wie wird man ein Mann? Was zeichnet ein Mann aus? Wie soll ICH als Mann sein?


Ich habe ein wenig gegoogelt und man gelangt sofort auf Seiten, wie aus einem Jungen ein Mann wird, wobei Mann und Männlichkeit mit dem traditionellen Bild von Männlichkeit in einem Patriarchat (muskulös, Familienernährer, stark, Macho usw.) gleichgesetzt wird. In die gleiche Richtung geht die im Aufwind befindliche AFD, welche gefühlt die 50er, 60er Jahre zurück haben möchte und in den Sozialen Medien finden sich Männlichkeits-Coaches.


Die meisten Jungs in meinem Jahrgang gehen ins Gym, um ihre Muskeln zu stählen oder schauen Fußball und grölen besoffen um die Wette.


Jeder der diesem Bild nicht entspricht wird abgewertet und schnell als schwul oder Schwuchtel bezeichnet. Man ist dann kein richtiger Mann. Ein Mann in der Rolle einer Frau.


Ich selbst entspreche nicht diesem traditionellen Bild von Mann oder Männlichkeit.


Auf der anderen Seite hat sich das typischen Männerbild verändert und man spricht heutzutage zurecht von einer toxischen Männlichkeit. Das Patriarchat gerät ins Wanken. Männer dürfen auch weinen und Gefühle zeigen. Frauen und Kinder fordern dies auch ein. Männer und Frauen sind gleichberechtigt und man diskutiert über gendergerechte Sprache die hauptsächlich von den Männern als „Gaga“ abgestempelt wird und viele diskutierten über den Film Barbie und Geschlechterrollen.


Wenn in einer idealen Welt Männer und Frauen komplett gleichberechtigt sind, was unterscheidet sie dann noch?

Wenn es keine Unterschiede gibt, geht dann (ein Stück) Identität verloren?


Beim googeln bin auf eine Broschüre vom Bundesministerium für Familie usw. stoßen. Sie heißt: Jungen und Männer im Spagat: Zwischen Rollenbildern und Alltagspraxis.

Diese fand ich wirklich interessant. Dort gibt es Ausführungen zu den Punkten

- Geschlecht ist eine soziale Konstruktion

- Selbstdefinition und Rollenerwartungen

- Jungen sind nicht von Geburt an männlich, sondern müssen männlich werden

- Orientierung an Männlichkeitskonstruktionen von anderen Jungen und Männern aber auch an den Konstruktionen von Mädchen und Frauen

- „Da Männlichkeit als Wesensmerkmal von Mannsein gilt, sind Jungen zu irgendeiner Männ- lichkeit „gezwungen“. Diese ist ihnen aber nicht mehr – wie in vormodernen Zeiten – vorgege- ben, sondern aufgegeben. Jungen müssen sich ihre Männlichkeit auswählen.“

- „Diese Wahlen treffen Jungen allerdings keineswegs völlig frei und autonom: Werte und Ideale, Ikonen und Idole, Formen, Ausdrucksmittel und Stile werden von ihnen in der Regel nicht erfunden, sondern sind gesellschaftlich vermittelt, hierarchisiert und bewertet.“


Das fand ich sehr interessant und spannend, macht es aber irgendwie für mich nicht leichter.


Wenn ich mir es aussuchen kann: Welcher Mann will ich also sein?

Andererseits empfinde ich den gesellschaftlichen Druck und den Druck aus meinem Umfeld unglaublich hoch, sodass ich gefühlt keine freie Wahl habe. Naja eigentlich habe ich sie, aber ich muss dann mit den Konsequenzen - Ausgrenzung - rechnen bzw. diese in Kauf nehmen.


Welche Gedanken und Meinungen habt Ihr dazu?

Mich würde auch interessieren, was die anderen Jungs hier darüber denken!


Grüße

Aeneas

07.04.2024, 09:14 Uhr | bke-Claudia


Hallo Aeneas,

ich möchte dir danken, dafür, dass du das Thema hier eingebracht hast.

Norm, Normalität ist etwas Statistisches und somit nicht wirklich Menschliches.

Männerrollen/ Frauenrollen sind über tausende Jahre gewachsen und sind sehr fest verankert im Leben. Nur sehr langsam ändert sich da etwas.

Frauen durften irgendwann Hosen tragen, durften irgendwann arbeiten, wählen......Männerrollen weichen sich aus meiner Sicht viel langsamer auf.

Elternzeit für Väter (Männer), Teilzeit für Väter usw.

Es geht hier doch um Menschen, Menschen in bunter Vielfalt, die lernen müssen mit dieser Vielfalt umzugehen. Was bin ich für ein Mensch? Ist das nicht die entscheidende Frage?

Du bist Aeneas, mit all deinen Wesenszügen, deinen Stärken, deinen Schwächen, deinen Vorlieben für Farben und mein Eindruck ist, du bist ein ganz wundervoller und einzigartiger Mensch.

bke-Claudia

07.04.2024, 07:37 Uhr | Aeneas


Hallo alle zusammen!


Ganz großen Dank an Euch alle, für eure Beiträge!


Ich habe lange überlegt, wie ich antworte.

Evtl. scheint alles zu dem Thema gesagt worden zu sein.


Danke, dass ihr mir zugehört habt und mich auf der Suche nach mir selbst unterstützt.

Ich passe offensichtlich nicht in die Norm und muss es wohl akzeptieren und damit leben immer wieder anzuecken und andere zu provozieren, obwohl ich alles dafür tue nicht aufzufallen und nicht anzuecken. Aber offensichtlich fühlen sich andere Jungs bedroht oder es macht ihnen einfach nur Spaß, andere introvertierte schlanke Jungs mit Gewichtsproblemen, mit Interessen, die nicht mainstream sind, und Rucksäcken voller Probleme und so einige Komplexe habe, anzumachen und auszugrenzen.


Sorry, ich bin seit einigen Tagen nicht gut drauf und habe aufgrund der Ferien (viel Zeit) viele komische Gedanken in meinem Kopf.


Als ich heute morgen das Forum und die neuesten Beiträge aufgerufen habe, ist mir gleich der Satz "Was stimmt mit mir nicht?" aus einem anderen Thread ins Auge gesprungen.

Die Frage beschäftigt mich seit Jahren und nach so einigen Wochen und Monaten hier bei bke, scheinen sich so einige die Frage zu stellen - leider.

Wenn sich aber so viele diese Frage stellen, könnte man sich eigentlich auch die Frage stellen, was stimmt mit den anderen nicht?


Eigentlich möchte Ich ja irgendwie nur dazu gehören - tue es aber nicht.

Ich selbst sehe mich als hetero-cis-Mann, was ja auch irgendwie ein Stück meiner Identität ist, aber andere sehen mich anscheinend nicht so, nur weil ich nicht in die große allgemein gültige "Männlichkeits-Schublade" passe.

Vielleicht habe ich irgendwann mal genügend Selbstwert, dass es für mich ok ist und mich nicht ständig frage, was mit mir nicht stimmt.


Ich wiederhole es gerne noch einmal, danke für eure Beiträge und Unterstützung.


Viele Grüße

Aeneas